Eine interaktive Versorgungsplanung bietet der Gesundheitspolitik ein Werkzeug, um die Gesundheits- wie Krankenhauslandschaft aktiv und nachhaltig gestalten zu können. Interventionen, Fortschreibung von Bestehendem oder auch Unterlassungen können in ihren konkreten Auswirkungen auf die Patientenversorgung und zukünftigen Ausgaben wissenschaftlich aufgezeigt werden. Dies ist eine datenbasierte Grundlage, um die unterschiedlichsten Zukunftsfragen zu lösen.
Die Krankenhaus- bzw. Versorgungsplanung wird neben der sachlichen Prognose offen für den politischen Diskurs, da Annahmen, Einschätzungen, Befürchtungen, Leitlinien, Budgets etc. im Datenbanksystem programmiert und mit den entsprechenden Auswirkungen simuliert werden können1. Bürger, Patienten wie politische Entscheidungsträger könnten durch die Etablierung des Systems aus Prognose und Simulation sensibilisiert werden, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Unterlassungen datenbasiert zu betrachten. Die letztendlichen Entscheidungen des Landes zur Sicherstellung der Versorgung mit den Zusagen sowohl der Kostenträger als auch der Krankenhäuser können wiederum über eine Simulation dargestellt werden (vgl. hierzu die Abbildung).
Im DRG-Zeitalter müssen die zukünftigen Ausgaben für die (Krankenhaus-)Versorgung immer in Varianten (budgetierte Ausgaben mit variablem Basisfallwert oder stabiler Basisfallwert ohne Budget) bei gesundheitspolitischen Entscheidungen wie bei Planungen mitgeführt werden, unabhängig von der fiskalischen Zuständigkeit. Die Auswirkungen auf Ausgaben bzw. Kosten sollten interaktiv mit allen Verantwortlichen diskutiert werden, insbesondere bei den Kostenträgern. Krankenhäuser wie Interessensvertreter sind über die Zukunftsszenarien in die Verantwortung einbezogen. Verschiedene Varianten sowohl der Prognose als auch Simulation der Krankenhausversorgung können geprüft werden. Auch der Wettbewerb der Leistungserbringer untereinander wird transparent, Fehlentscheidungen kann gegebenenfalls entgegengesteuert werden. Selbstverständlich muss auch das hoch entwickelte Datenbanksystem mit den zugrunde liegenden Definitionen transparent und nachvollziehbar sein. Datenbasierte Zukunfts-Szenarien sollten einen positiven Platz in der gesundheitspolitischen Kultur in der zukünftige Gestaltung der Krankenhauslandschaft haben. Dies gilt auch für andere politische Ressorts bzw. für die Landespolitik.
Zeitraum | Vertragspartner, wissenschaftl. Beratung für | Thema des Projektes/der Beratung | |
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2003 - 2005 |
AOK Schleswig-Holstein Umverteilungswirkungen der G-DRG in der Gesetzlichen Krankenversicherung – Zukunftsszenarien nach Entscheidungsportfolio |
2004 |
Land Schleswig-Holstein Gesundheitsland Schleswig-Holstein 2015 - Erarbeitung einer Diskussionsgrundlage |
2005 |
Land Schleswig-Holstein Mitglied des Initiativkreises Gesundheit des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein |
2004 - 2005 |
Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern/Schweiz Interaktive Versorgungsplanung für den Kanton Bern |
2006 |
Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern / Schweiz Simulation von ersorungsentscheiden für den Kanton Bern |
<p class="redTd">ab 2007</p> |
Modelle nur noch in eigener Trägerschaft |
Szenario | Titel | Definition | Inhalte | |
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Szenario 1 |
Optimierter Status quo Optimierung in vorhandenen Strukturen (1) Neudefinition teilstationäre Fälle |
Szenario 2 |
Redimensionierung Neustrukturierung hochspezialisierter Versorgung, Umsetzung von qualitäts- und wirtschaftlichkeitsorientierten Mindestmengen (2) Hochspeziealisierte Medizin |
Szenario 3 |
Restrukturierung Neustrukturierung der Spitalversrgung Kanton Bern (5) Umwandlung von Standorten in tageskliniken innerhalb von Unternehmensverbänden mit Schließung von 2 "kleinen Standorten" |
1 Die Debatte im Bundestagswahlkampf vom Herbst 2005 um die Steuergesetzgebung und Auswirkungen möglicher prozentualer Änderungen zeigt, wie wenig sachlich von Politik, Verantwortlichen und Bürgen mit Prognosen (unter verschiedenen Annahmen) einerseits und Simulationen (nach Eingriffen/Gesetzesänderungen) andererseits umgegangen wird.