ES GEHT IMMER AUCH ANDERS.
THOMAS MANN

ZUKUNFTSSZENARIEN

Eine interaktive Versorgungsplanung bietet der Gesundheitspolitik ein Werkzeug, um die Gesundheits- wie Krankenhauslandschaft aktiv und nachhaltig gestalten zu können. Interventionen, Fortschreibung von Bestehendem oder auch Unterlassungen können in ihren konkreten Auswirkungen auf die Patientenversorgung und zukünftigen Ausgaben wissenschaftlich aufgezeigt werden. Dies ist eine datenbasierte Grundlage, um die unterschiedlichsten Zukunftsfragen zu lösen.

DATENBASIERTE ZUKUNFTSSZENARIEN FÜR VERANTWORTLICHE POLITIK

Die Krankenhaus- bzw. Versorgungsplanung wird neben der sachlichen Prognose offen für den politischen Diskurs, da Annahmen, Einschätzungen, Befürchtungen, Leitlinien, Budgets etc. im Datenbanksystem programmiert und mit den entsprechenden Auswirkungen simuliert werden können1. Bürger, Patienten wie politische Entscheidungsträger könnten durch die Etablierung des Systems aus Prognose und Simulation sensibilisiert werden, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Unterlassungen datenbasiert zu betrachten. Die letztendlichen Entscheidungen des Landes zur Sicherstellung der Versorgung mit den Zusagen sowohl der Kostenträger als auch der Krankenhäuser können wiederum über eine Simulation dargestellt werden (vgl. hierzu die Abbildung).

Im DRG-Zeitalter müssen die zukünftigen Ausgaben für die (Krankenhaus-)Versorgung immer in Varianten (budgetierte Ausgaben mit variablem Basisfallwert oder stabiler Basisfallwert ohne Budget) bei gesundheitspolitischen Entscheidungen wie bei Planungen mitgeführt werden, unabhängig von der fiskalischen Zuständigkeit. Die Auswirkungen auf Ausgaben bzw. Kosten sollten interaktiv mit allen Verantwortlichen diskutiert werden, insbesondere bei den Kostenträgern. Krankenhäuser wie Interessensvertreter sind über die Zukunftsszenarien in die Verantwortung einbezogen. Verschiedene Varianten sowohl der Prognose als auch Simulation der Krankenhausversorgung können geprüft werden. Auch der Wettbewerb der Leistungserbringer untereinander wird transparent, Fehlentscheidungen kann gegebenenfalls entgegengesteuert werden. Selbstverständlich muss auch das hoch entwickelte Datenbanksystem mit den zugrunde liegenden Definitionen transparent und nachvollziehbar sein. Datenbasierte Zukunfts-Szenarien sollten einen positiven Platz in der gesundheitspolitischen Kultur in der zukünftige Gestaltung der Krankenhauslandschaft haben. Dies gilt auch für andere politische Ressorts bzw. für die Landespolitik. 

POLITISCHE NICHT-KULTUR BEI DATENBASIERTEM VORGEHEN

Zeitraum Vertragspartner, wissenschaftl. Beratung für | Thema des Projektes/der Beratung |
2003 - 2005

AOK Schleswig-Holstein



Umverteilungswirkungen der G-DRG in der Gesetzlichen Krankenversicherung – Zukunftsszenarien nach Entscheidungsportfolio

2004

Land Schleswig-Holstein



Gesundheitsland Schleswig-Holstein 2015 - Erarbeitung einer Diskussionsgrundlage

2005

Land Schleswig-Holstein



Mitglied des Initiativkreises Gesundheit des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein

2004 - 2005

Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern/Schweiz



Interaktive Versorgungsplanung für den Kanton Bern

2006

Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern / Schweiz



Simulation von ersorungsentscheiden für den Kanton Bern

<p class="redTd">ab 2007</p>

Modelle nur noch in eigener Trägerschaft



Szenarien und Inhalte für den Kanton Bern

Szenario Titel | Definition | Inhalte |
Szenario 1

Optimierter Status quo



Optimierung in vorhandenen Strukturen



(1) Neudefinition teilstationäre Fälle

Szenario 2

Redimensionierung



Neustrukturierung hochspezialisierter Versorgung, Umsetzung von qualitäts- und wirtschaftlichkeitsorientierten Mindestmengen



(2) Hochspeziealisierte Medizin
(3) Mindestmengen
(4) Konzentration spezieller Fachgebiete (Gynäkologie/Geburtsho-Laryngologie, Dermatologie)

Szenario 3

Restrukturierung



Neustrukturierung der Spitalversrgung Kanton Bern



(5) Umwandlung von Standorten in tageskliniken innerhalb von Unternehmensverbänden mit Schließung von 2 "kleinen Standorten"
(6) 4 Regionale Spitalzentren
(7) Neustrukturierung geriatrische Versorgung (Schließung Bern Ziegler, Geriatriezentrum Belp)

1 Die Debatte im Bundestagswahlkampf vom Herbst 2005 um die Steuergesetzgebung und Auswirkungen möglicher prozentualer Änderungen zeigt, wie wenig sachlich von Politik, Verantwortlichen und Bürgen mit Prognosen (unter verschiedenen Annahmen) einerseits und Simulationen (nach Eingriffen/Gesetzesänderungen) andererseits umgegangen wird.